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Das kommunale Wärmeplanungsgesetz

Neuerungen in der Bundesförderung effiziente Gebäude

Gebäudeenergiegesetz (GEG)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes von Bundeswirtschaftsminister Habeck und Bundesbauministerin Geywitz hat für einen großen Aufschrei gesorgt. Von einem Verbot von Öl- und Gasheizungen war die Rede. Doch was steht wirklich drin im Gesetzesentwurf?

Im gesellschaftlichen Konsens haben wir uns das Ziel gesetzt, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Die Beheizung von Gebäuden ist für rund ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich. Im Koalitionsvertrag wurde deshalb vereinbart, dass neue Heizungen ab 2025 mindestens 65 Prozent Erneuerbare Energien einbinden sollen. Im März 2022 beschloss dann der Koalitionsausschuss, diese Vorgabe auf 2024 vorzuziehen. Angesichts der Beschaffenheit verschiedener Gebäude und der höchst unterschiedlichen regionalen Voraussetzungen etwa bei der Infrastruktur wurde dabei das Ziel auf „möglichst“ 65 Prozent präzisiert. 

Im Februar wurde dann ein Gesetzentwurf öffentlich, der zu recht für viel Aufruhr sorgte. Es war richtig, dass wir Liberale den ursprünglichen Gesetzesentwurf von Robert Habeckgestoppt haben. Die Vorschläge gingen weit über die Beschlüsse der Koalition hinaus. Dadurch konnten u.a neue Austauschpflichten verhindert und das Wirtschaftlichkeitsgebot erhalten werden. Neben der Wärmepumpe sind nun auch Solarthermie, Bioenergie (inkl. anteiliger Anrechnung von Kaminöfen) und Wasserstoff möglich. Gasversorger erhalten die Möglichkeit ihre Netze schrittweise zu dekarbonisieren.

Für uns Freie Demokraten ist klar: Die Energiewende im Gebäudesektor muss praktikabel, technologieoffen und bezahlbar sein. Viele Fragen zur Umsetzbarkeit sind noch offen und die Hinweise der Fachverbände und Kommunen wurden nicht ausreichend berücksichtigt. Das ist noch ein hartes Stück Arbeit, und dafür werden wir uns entsprechend Zeit nehmen. Eigentümer und Mieter müssen sich darauf verlassen können, dass sie in Zukunft kostengünstig und klimaneutral heizen können. Das Förderprogramm „Erneuerbares Heizen“ begrüßen wir. Unser Anspruch ist aber nicht, die Kosten immer weiter in die Höhe zu treiben, um die Probleme dann mit Steuergeld zuzuschütten.

Als Freie Demokraten finden wir: Die Klimaschutzziele sind über den Emissionshandel, welcher ab 2027 auch für Gebäude gilt, kombiniert mit einem Klimageld für die Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Jeder Hauseigentümer soll dabei selbst entscheiden können, wann er welche Maßnahme umsetzt. Ordnungsrechtliche Vorgaben können und sollen auf ein Minimum begrenzt werden.

Im weiteren parlamentarischen Verfahren setzen wir uns dafür ein, das Gesetz auf Bezahlbarkeit, Praxistauglichkeit und Technologieoffenheit zu trimmen: Alle Maßnahmen die CO2mindern sollen auf das 65% EE-Gebot angerechnet werden. Prohibitive Vorgaben für die Transformation von Gas- und Wärmenetze sollen entfallen. Es soll keine zusätzlichen und diskriminierenden Anforderungen an Biomethan und Holzheizungen geben. Technologieoffenheit soll auch für Vermieter möglich sein. Und eine weitere Verlängerung der Übergangsfristen und praxistaugliche Härtefallregelungen (bspw. Überprüfung der 80-Jahre-Altersgrenze) muss das Ziel sein.

Wird jemand gezwungen, seine Heizung auszubauen?

Nein. Es gibt – auf Druck der FDP – keine neuen Austauschpflichten. Dies hatte Robert Habeck zu Beginn der Debatte anders geplant. Die allermeisten können ihre Heizung auf Basis der geltenden Bestimmungen weiterbetreiben. Die Bestimmungen des GEG werden erst dann greifen, sobald eine Heizung freiwillig oder durch einen Defekt, der nicht mehr repariert werden kann, ausgetauscht werden muss (und natürlich im Neubau). Und auch dann gibt es Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen (s. u.).

Es gibt zwar im heute geltenden GEG bereits ein Betriebsverbot für ältere Heizungen (30 Jahre). Hier gelten aber sehr weitgehende Ausnahmen, sodass nur sehr wenige Menschen davon überhaupt betroffen sind. 

Wie sieht der Heizungsbestand heute aus?

Der Heizungsabsatz war jahrelang dominiert von Gas- und Ölkesseln (~ 85-90%). Erneuerbare Heizungen (Wärmepumpen, Holzheizungen) machten lange nur rund 15% des Absatzes aus. Der Anteil von Wärmepumpen stieg vor allem aufgrund immer strengerer Neubauvorschriften und einer immer besseren Förderung deutlich an. 2022 erreichte er im Zuge der Energiekrise ein Rekordhoch. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hälfte der deutschen Wohnungen wird heute mit Erdgas beheizt. Dieser Anteil ist seit Jahren relativ stabil. 88% aller mit Gas beheizten Gebäude sind mit einer Zentralheizung ausgestattet, 11% besitzen sog. Etagenheizungen. 5% der Gebäude werden mit Nachtspeicher-, Öl oder Gaseinzelöfen beheizt. Rund ein Viertel entfällt auf Ölheizungen, wobei deren Anteil deutlich gesunken ist. 14% entfallen auf Fernwärme, lediglich 3% auf Wärmepumpen. 

 

 

 

 

 

 

Rund die Hälfte der Gas-Heizungen (7,2 Mio.) sind sog. Brennwertkessel, der Rest (6,7 Mio.) sog. Standard- und Niedertemperaturkessel. Letztere gelten heute als veraltet und werden nur noch in Ausnahmefällen verbaut. Bei den Ölheizungen sind lediglich 700.000 Brennwertheizungen verbaut und 4,6 Mio. Standard- und Niedertemperaturkessel. Zusätzlich sind schätzungsweise rund 11 Mio. Holz-/Kaminöfen in deutschen Häusern verbaut. 

 

 

 

 

 

 

 

Wie sieht der deutsche Gebäudebestand aus?

In Deutschland gibt es rund 19 Mio. Wohngebäude mit insgesamt 41 Mio. Wohnungen, von denen wiederum rund 54% Mietwohnungen sind. Nur rund ein Drittel aller Wohnungen wurde vor dem Jahr 1979 errichtet, als die erste Wärmeschutzverordnung eingeführt wurde. Wie der energetische Standard dieser Gebäude ist, ist sehr divers, da im Laufe der Jahrzehnte häufig schon einzelne Maßnahmen umgesetzt wurden. Hinzu kommen rund 1,4 Mio. sog. Nichtwohngebäude (Bürogebäude, Schulen, Fabriken, Hallen, landwirtschaftliche Gebäude, Einkaufsgebäude, Hotels, Sport, Krankenhäuser etc.). In Summe kann man sagen: Der Gebäudebestand ist sehr divers und bietet unzählige Fallkonstellationen von baulichen Voraussetzungen, Nutzung und individueller Lebenssituation der Eigentümer und/oder Mieter.

 

 

 

 

 

 

https://www.bdew.de/media/documents/20220511_W%C3%A4rmeverbrauchsanalyse_Foliensatz_2022_final.pdf

Wie hoch ist der Anteil Erneuerbarer Energien im Wärmebereich?

2022 wurden rund 200 TWh erneuerbare Wärme erzeugt.Ddasbetrug rund 17% des gesamten Wärmeverbrauchs. Der überwiegende Teil (84%) entfiel auf Biomasse, rund 11% auf Erd- und Umweltwärme (Wärmepumpen), weitere 5% auf Solarthermie. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie kann man CO2 im Wärmebereich einsparen?

Es gibt hier viele Möglichkeiten. Der Heizungstausch ist nur eine davon. Aber schon beim Tausch eines alten gegen einen neuen Kessel werden u. U. rund 15% CO2 eingespart, bei einem Fuel Switch von Heizöl auf Gas noch mehr. Wenn noch nicht geschehen, kann die Steuerung der Heizung mit Energiemanagementsystemen verbessert werden, man kann Rohrleitungen dämmen oder Umwälzpumpen tauschen. Daneben bleiben natürlich der Umstieg auf Erneuerbar Energien, die Nutzung einer Anlage, die auch Strom erzeugt (BHKW oder Brennstoffzelle), die Dämmung einzelner Gebäudeteile (Dach, Kellerdecke, Fassaden) oder aber eine Komplettsanierung. Ein Patentrezept gibt es nicht.

Wärmepumpen

Erfüllt eine WP die 65%-Vorgabe, obwohl der Strommixnur zur Hälfte erneuerbar ist?

Ja. Eine Wärmepumpe nutzt den Strom zur Gewinnung und Nutzbarmachung von Umweltenergie, die definitiv erneuerbar ist. Das Verhältnis zwischen Strombedarf und Wärmeerzeugung wird als sog. Jahresarbeitszahl (JAZ) ausgedrückt. Eine gute WP hat mind. eine JAZ 3, sprich: Das Dreifache des Stromverbrauchs wird an Wärme erzeugt. Damit beträgt der Umweltwärmeanteil 67%, hinzu kommt der EE-Anteil am Strommix, der kontinuierlich steigt. Dafür sorgen nicht zuletzt die vielen Maßnahmen, bspw. mit den beschleunigten Planungs- und Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien und Stromnetze. 

Warum gibt es Wärmepumpen vor allem im Neubau?

Im Neubau gelten schon seit längerem die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (zuvor Energieeinsparverordnung und Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz). Diese wurden über die Zeit ständig weiterentwickelt. Die Anforderungen sind mit Wärmepumpen besonders leicht und verhältnismäßig kostengünstig zu erfüllen, da das Gebäude inkl. Dämmung und das Heizsystem von Beginn an zusammen geplant wird und bspw. die Kosten für den Schornstein entfallen. Darum haben Wärmepumpen schon seit Längerem eine starke Stellung im Neubaubereich. 

 

 

Kann eine Wärmepumpe im Altbau eingesetzt werden?

Hier muss differenziert werden zwischen technischer Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit und ökologischer Sinnhaftigkeit. 

Technische Machbarkeit in dem Sinne, dass das Haus effektiv geheizt werden kann, ist bei einer fachgerecht geplanten und installierten Wärmepumpe erfahrungsgemäß gegeben. Gegebenenfalls wird ein sog. Heizstab für besonders kalte Tage zur Unterstützung eingesetzt. Ziel bei der Planung sollte allerdings sein, dass die Betriebskosten möglichst niedrig sind, dafür sind u. U. neben dem reinen Heizungstausch weitere Maßnahme notwendig. Dafür bedarf es einer fachgerechten Planung. 

Ökologische Sinnhaftigkeit: Durch die Erzeugung des Stroms für den Betrieb der Wärmepumpe wird natürlich CO2 in den Kraftwerken ausgestoßen. Es kommt aber zu keiner zusätzlichen CO2-Emission, da die über den EU-Emissionshandel gedeckelt sind und kontinuierlich sinken. Insofern kann eine Wärmepumpe tatsächlich als gute CO2-Einsparoption angesehen werden (verglichen mit fossil befeuerten Kesseln). 

Wirtschaftlichkeit: Die Wirtschaftlichkeit der Investition lässt sich nur schwer prognostizieren, da dies v. a. von der Entwicklung der Energiepreise abhängt. Tendenziell werden die Preise für fossiles Erdgas und Heizöl in der Zukunft durch den EU-Emissionshandel deutlich steigen. Unbekannt ist die Entwicklung der Strompreise, bei denen es dämpfende (EE-Ausbau) und treibende Faktoren (Netzausbau) gibt. Unbestreitbar sind die deutlich höheren Investitionskosten für den Einbau einer Wärmepumpe und ggf. weitere notwendige Investitionen in das Gebäude, die für einen effizienten Betrieb notwendig sind. 

Muss für eine Wärmepumpe eine Fußbodenheizung eingesetzt oder das Haus saniert werden?

Eine pauschale Aussage lässt sich nicht treffen, da Gebäude sehr unterschiedlich sind. Entscheidend für den möglichst effizienten Betrieb jeder Heizungsanlage ist die sog. Vorlauftemperatur – also die Temperatur, auf die das Wasser erwärmt werden muss, wenn es die Heizkörper oder die Fußbodenheizung erreicht. Diese ist umso niedriger, je besser das Gebäude gedämmt ist und je größer die Fläche ist, über die die Wärme abgegeben werden kann. Eine Daumenregel besagt, dass eine Wärmepumpe bis zu einer Vorlauftemperatur von 55°C  eingesetzt werden kann. 

Dies ist bereits in vielen Gebäuden möglich, da die bestehenden Heizungsanlagen bspw. überdimensioniert und die Vorlauftemperaturen zu hoch eingestellt sind bzw. ggf.auch schon einzelne energetische Maßnahmen (bspw. ein Fenstertausch oder die Dämmung des Daches beim Geschossausbau) ergriffen worden sind. In manchen Fällen sind niedrig-investive Maßnahmen (bspw. der Austausch einzelner Heizkörper) ausreichend, um dieses Ziel zu erreichen, in anderen umfangreichere Sanierungen. Entscheidend hierfür ist eine fachgerechte Planung durch einen qualifizierten Handwerker oder Berater. 

Was kann gegen den Einsatz von Wärmepumpen sprechen?

Kritisch sind für viele Gebäudebesitzer v. a. die hohen Investitionskosten. Eine herkömmliche Gasheizung kostet im Bestand (Einfamilienhaus) ca. 10.000 EUR. Eine Luft-Wärmepumpe (ohne weitere Maßnahmen) 15.000 bis 20.000 EUR. Eine erdgekoppelte Wärmepumpe kostet ungefähr doppelt so viel, da noch die Tiefenbohrungen vorgenommen werden müssen. Unter Umständen gibt es auch bauliche Hindernisse, bspw. dass nicht genügend Platz im Gebäude oder auf dem Grundstück vorhanden sind. Das ist insbesondere in eng bebauten Gebieten (v. a. in Innen- und Großstädten oder bei Reihenhäusern) der Fall. Mitunter können bau-, lärmschutz- oder trinkwasserschutzrechtliche Hindernisse entgegenstehen. Bei Mehrfamilienhäusern mit Etagenheizungen wären zudem größere Umbauarbeiten in der Wärmeverteilung erforderlich. Sollten tatsächlich zusätzliche Sanierungsmaßnahmen notwendig sein, kommen die Kosten dafür natürlich noch dazu. 

Werden die Kosten für Wärmepumpen jetzt sinken?

Das ist schwer vorherzusehen. Wie viele Branchen haben auch WP-Hersteller mit Lieferkettenproblemen zu tun. Durch höhere Stückzahlen können die Produktionskosten sinken, da die Geräte bislang quasi per Handarbeit zusammengebaut wurden. Durch Automatisierung sollen die Kosten angeblich um bis zu 30% sinken können. Das betrifft aber nur den reinen Gerätepreis. Weitere Kosten, insbes. für Planung und Ausführung oder die Bohrung von Erdsonden, bleiben davon unberührt. 

Haben wir für die ganzen Wärmepumpen überhaupt die Stromnetze?

Durch mehr Wärmepumpen steigen die Anforderungen an das Stromnetz. Diese steigen auch durch den Ausbau von E-Mobilität und Erneuerbaren Energien. Alles zusammen erfordert einen massiven Ausbau der Verteilnetze und mehr Digitalisierung. Heute sind die Stromnetze noch nicht darauf ausgelegt und der Ausbau geht nur schleppend voran. Allein schon deshalb hält die FDP es für sinnvoll, auch andere Optionen wie Wasserstoff offen zu halten. 

Kann denn jeder Handwerker eine Wärmepumpe einbauen?

Jeder SHK-Handwerker darf Wärmepumpen einbauen. Allerdings haben nur rund 15 bis 20% der Betriebe überhaupt regelmäßig Erfahrung mit der Technologie. Wärmepumpen sind in der Planung und Ausführung anspruchsvoller als konventionelle Kessel. Fehler wirken sich stärker aus und schlagen sich in unnötig hohen Betriebskosten nieder. Umso wichtiger ist daher eine entsprechende Qualifizierung. Insofern gibt es derzeit noch einen Mangel an fachkundigen Handwerksbetrieben, der erst mit der Zeit durch Schulungsprogramme von Kammern und Handwerk verringert werden muss. Hinzu kommt, dass für den Einbau einer Wärmepumpe in der Regel mehr Zeit benötigt wird. 

Steigt durch eine Wärmepumpe nicht die Stromrechnung?

Natürlich, durch den Einbau einer Wärmepumpe steigt der Stromverbrauch eines Haushalts um mehrere tausend Kilowattstunden. Im Gegenzug fallen jedoch Brennstoffkosten für Gas und Heizöl weg. Dies muss bei der Rechnung berücksichtigt werden. Wer bisher bspw. rund 22.000 kWh Gas pro Jahr verbraucht hat, wird – je nach Effizienz der neuen Wärmepumpe – künftig 5.000 bis 7.000 kWh Strom für diese Wärmepumpe benötigen. Häufig gibt es besondere Stromtarife für Wärmepumpen, die günstiger sind als konventionelle Haushaltsstromtarife. Dies ist aber lokal sehr unterschiedlich. 

Wasserstoff

Kann man schon heute mit Wasserstoff heizen?

Nein. Wasserstoff wird derzeit nur in der Industrie eingesetzt, um bestimmte Produkte herzustellen. Wasserstoff soll allerdings in vielen Anwendungsbereichen Erdgas verdrängen, um für diese eine klimaneutrale Option zu schaffen. Erzeugung und Import von Wasserstoff müssen weltweit massiv gesteigert werden. Die Nationale Wasserstoffstrategie und das EU-Gaspaket sollen die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen. 

Was bedeutet H2-ready und kann man das heute schon kaufen?

Es gibt keine feste Definition. Grundsätzlich soll der Begriff aussagen, dass ein Gerät oder eine Anlage, die heute noch mit Erdgas betrieben wird, künftig auch (anteilig) mit Wasserstoff betrieben oder auf die Nutzung mit Wasserstoff umgerüstet werden kann. Die meisten heute verfügbaren Gaskessel können lediglich 20-30% Wasserstoff-Beimischung vertragen, einzelne Modelle können bereits mit 100% Wasserstoff betrieben werden. Es ist davon auszugehen, dass der Anteil von Modellen, die 100% Wasserstoff nutzen oder darauf umgerüstet werden können, in naher Zukunft steigt. 

Wann wird Wasserstoff zum Heizen verfügbar sein?

Die Wasserstoff-Wirtschaft steckt noch in den Kinderschuhen. Es wird daher noch einige Jahre dauern, bis signifikante Mengen klimaneutralen Wasserstoffs verfügbar sind. Dafür bedarf es inländischer Erzeugung und groß angelegtem Import aus Europa und anderen Regionen. Um diese zu den Verbrauchern zu bringen, müssen zudem vorher neue Leitungen gebaut oder bestehende Leitungen angepasst werden. 

In welchem Einsatzbereich Wasserstoff zum Einsatz kommt, wollen wir dem Markt überlassen. Anders als die Grünen will die FDP Wasserstoff nicht zuteilen. Deshalb ist es für uns von hoher Bedeutung, dass wir keine künstlichen (regulatorischen) Hürden für den Einsatz von Wasserstoff schaffen.

Wird das ganze Gasnetz auf Wasserstoff umgerüstet werden?

In Deutschland sind rund 500.000km Gasleitungen verlegt. Das ist ein enormes volkswirtschaftliches Asset, das nicht leichtfertig aufgegeben werden sollte. Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass das gesamte Netz auf Wasserstoff umgerüstet wird. Im Zuge der CO2-Einsparung ist damit zu rechnen, dass Stromanwendungen in der Industrie und in vielen Häusern (Wärmepumpen) verstärkt zum Einsatz kommen. Dadurch steigen die Netzentgelte und verteuern Gas für die verbliebenen Kunden zusätzlich. In vielen Gebieten wird daher keine Perspektive für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb eines Gas- oder Wasserstoffnetzes bestehen. 

In vielen Fällen kann das jedoch anders sein. Vor allem in der Nähe der großen Wasserstoff-Transportleitungen („Backbone“) oder im Umfeld von Industriegebieten, in denen Wasserstoff eingesetzt werden muss, kann auch ein Wasserstoffnetz eine realistische Perspektive haben. Dies lässt sich allerdings nicht zentral vorgeben, sondern muss von den Infrastrukturbetreibern vor Ort vorausschauend geprüft und geplant werden. Das hat auch der Nationale Wasserstoffrat in einer Studie bestätigt und wird auch von der Energiewirtschaft argumentiert.

Warum ist der FDP Heizen mit Wasserstoff wichtig?

Die FDP ist für Technologieoffenheit und Innovationsoffenheit. Klimaneutrale Optionen zu verbieten lehnen wir ab. Der Markt soll entscheiden, wie die CO2-Einsparung am besten erreicht werden kann. Sollte sich Wasserstoff im Wärmemarkt nicht durchsetzen, ist das in Ordnung. Die Entscheidung dazu sollte aber nicht die Politik treffen.

Ist Heizen mit Wasserstoff nicht viel zu ineffizient?

Bei der Produktion von Wasserstoff gibt es Umwandlungsverluste, wohingegen Wärmepumpen mit dem Strom zusätzliche Wärme gewinnen. Zur Erzeugung 1 kW Heizenergie braucht man also deutlich mehr Strom, wenn dieser erst in Wasserstoff umgewandelt werden muss. Entscheidend ist aber nicht die Energieeffizienz allein, sondern die ökonomische Effizienz und die Praktikabilität. Außerdem kann die Abwärme bei der Wasserstofferzeugung auch genutzt werden, bspw. zur Versorgung eines nahen Wärmenetzes.

Der Strom für eine Wärmepumpe muss zu großen Teilen in Deutschland erzeugt werden, dafür brauchen wir auch einen massiven Netzausbau. Wasserstoff hingegen können wir in großem Stile aus anderen Ländern importieren, speichern und in der Gas-Infrastruktur transportieren. Am Ende sollte der Markt entscheiden, welche Faktoren besonders zu gewichten sind. 

Ist Heizen mit Wasserstoff nicht viel zu teuer?

Niemand kann sagen, welche Preisentwicklung Wasserstoff nehmen wird. In vielen Regionen kann EE-Strom zu sehr günstigen Kosten erzeugt werden. Die Technologie der Elektrolyse entwickelt sich ständig weiter und die Kosten sinken auch hier deutlich. Zu welchem Preis Wasserstoff dann in Deutschland gekauft werden kann, hängt von der Innovation, den Transportkosten und Angebot und Nachfrage ab. Ziel der Politik muss es sein, dass möglichst schnell, möglichst viel, möglichst günstiger Wasserstoff zur Verfügung steht. Das ist zumindest die Vision der FDP.

Aber alle Studien sagen doch, Wärmepumpe ist das Nonplusultra und Heizen mit Wasserstoff hat keine Zukunft?

Das ist richtig, viele Studien legen dies nahe. Es gibt aber auch Studien, bspw. vom Nationalen Wasserstoffrat, die das sehr viel differenzierter betrachten. Zudem spiegeln diese Studien nur den aktuellen Wissensstand wieder. Sie können Innovationen und Preisentwicklungen nicht vorhersehen und daher auch nicht mit Sicherheit sagen, wie die Zukunft in 20 oder 30 Jahren aussehen wird bzw. aussehen sollte. Vor wenigen Jahren bspw. waren Wärmepumpen gerade von Umweltbewegung noch sehr kritisch beäugt worden und zum klimaneutralen Heizen wollte man vor allem Bioenergie einsetzen (was heute in diesen Kreisen verschrieben ist). Die Energiewende ist ein lernender Prozess und die Bewertung einzelner Technologien kann sich im Zeitverlauf ändern. Darum sollte die Politik alle Pfade zur Klimaneutralität offen halten – gerade auch beim Heizen!

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